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Weihnachtskonzert

Weihnachten mit Heinrich Schütz und der Offenbacher Kantorei

Mittlerweile ist es Tradition, dass die Offenbacher Kantorei den 2. Weihnachtsfeiertag musikalisch gestaltet und zum festlichen Konzert in die Lutherkirche der Ev. Mirjamgemeinde einlädt. Im Jahr 2022 steht, passend zum 350. Todesjahr, Heinrich Schütz im Mittelpunkt. Es erklingen die Weihnachtshistorie, Da Pacem Domine und weitere Werke.

Neben der Kantorei singen solistisch Heike Heilmann (Sopran), Katharina Roß (Alt), Christian Rathgeber (Tenor) und Johannes Hill (Bass). Es spielt Sinfonia Nova Offenbach unter der Leitung von Bettina Strübel. Das Konzert beginnt am 26.12.2022 um 18:00 Uhr in der Lutherkirche (Waldstr. 74-76). Einlass ist ab 17:15 Uhr. Der Eintritt ist wie immer frei. Um Spenden wird gebeten.

Das Konzert beginnt mit einer regelrechten Antikriegsmusik. 1627 schrieb Schütz seine doppelchörige Motette "Da Pacem Domine" für den Mühlhausener Kurfürstentag. Zu dieser Begegnung reiste die Dresdner Hofkapelle von Heinrich Schütz im Gefolge seines Kurfürsten Johann Georg I. an. Aufgabe der Komposition war es, die anwesenden Kurfürsten mit Vivat-Rufen zu begrüßen, ihnen zu huldigen und zugleich den sehnlichen Wunsch nach Frieden zu artikulieren. Schütz komponierte das Stück für zwei Chöre und fügte Vivat-Rufe auf Kaiser Ferdinand und die sechs unter seinem Vorsitz versammelten Kurfürsten von Mainz, Trier, Köln, Sachsen, Bayern und Brandenburg hinzu. Der heutige Hörer möge im Geiste die Namen der heutigen Machthaber vor Augen haben und sich beim Hören in dem spannungsvollen Dreieck "Die Mächtigen - Friedensauftrag an die Mächtigen - Friedensbitte an Gott" wiederfinden.

Den Höhepunkt des Konzertes bildet die "Historia der freuden- und gnadenreichen Geburt Gottes und Marien Sohnes Jesu Christi", die Heinrich Schütz mit 75 Jahren komponierte. Vermutlich wurde sie erstmals am Weihnachtstag 1660 von der Dresdner Hofkapelle aufgefu?hrt. Im Werk finden sich viele neue Ideen von Schütz, so dass unter anderem dem Evangelisten eine besondere Bedeutung zukommt. Die Instrumente symbolisieren verschiedene Rollen im Stück: Der Engelsgesang wird von Geigen begleitet, Blockflo?ten kommen bei der Hirtenszene zum Einsatz, Posaunen (kirchliche Instrumente) stehen den Priestern und Schriftgelehrten zur Seite, und Herodes wird mit ko?niglichen Trompeten vorgestellt. Auch in wirtschaftlicher bzw. herausgeberischer Hinsicht war Schütz kreativ: er bot mit Veröffentlichung der Weihnachtshistorie 1664 die Evangelistenpartie plus Continuostimme zum Kauf an, hielt aber die zehn vokal-instrumentalen Stimmen zurück. Diese musste man als Leihmaterial eigens in Dresden oder Leipzig gegen Gebühr anfordern oder sollte sie selbst vertonen. Dies führte in der Schütz-Renaissance ab dem späten 19. Jahrhundert dazu, dass die Noten für die Concerti an keiner Stelle komplett erhalten sind. Die Offenbacher Kantorei führt in ihrem Weihnachtskonzert die sogenannte "Stuttgarter Schütz-Ausgabe" auf.

Heinrich Schütz (* 8. Oktober 1585 in Köstritz; † 6. November 1672 in Dresden) gilt als der erste deutsche Komponist von Weltrang und wird daher als "Vater der deutschen Musik" bezeichnet. Als der Landgraf Moritz von Hessen-Kassel den 13-Jährigen im Weißenfelser Gasthof singen hört, bot er ihm eine Erziehung am Kasseler Mauritianum an. 1609 reiste Schütz als Stipendiat des Landgrafen für drei Jahre nach Venedig, um bei dem Markusorganisten Giovanni Gabrieli zu studieren. 1617 wurde Schütz kurfürstlich-sächsischer Kapellmeister in Dresden. Immer wieder kam es zu Unterbrechungen seiner Dresdener Tätigkeiten, beispielsweise 1633 und 1642, als er für einige Jahre nach Kopenhagen reiste und als Kapellmeister am königlich-dänischen Hof tätig war. Zu Lebzeiten wurde Heinrich Schütz als Komponist gefeiert, spätere Generationen sahen ihn jedoch nur noch als den Vorläufer Johann Sebastian Bachs. Erst im 20. Jahrhundert erkannte man seine Bedeutung als Komponist des Frühbarocks wieder an. Durch seine jahrzehntelange Arbeit an verschiedenen europäischen Höfen umfassen seine Kompositionen weltliche sowie geistliche Werke für jeden Anlass. Allerdings gingen, bedingt durch den Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) nahezu alle weltlichen Werke verloren.


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