„Warum wurde Jesus mit einer der qualvollsten Hinrichtungsmethoden der damaligen Zeit getötet? Warum ließ Gott das zu? Das fragten sich seine Jüngerinnen und Jünger, das können wir uns heute immer noch fragen. Gäbe es keine Antwort auf diese Frage, gäbe es heute kein Christentum“, so Tietz über die Bedeutung des Karfreitags.
Sie fährt fort: „Eine Antwort finden wir im Johannesevangelium, aus dem der diesjährige Predigttext für Karfreitag stammt. Dort wird der Tod Jesu als etwas Positives beschrieben: als Ausdruck der Nähe Gottes nämlich, und nicht als Zeichen der Gottverlassenheit.“
Diesem Evangelium nach sei das Kreuz nicht als Niederlage zu begreifen, sondern als Ort der Macht und der Liebe Gottes. Tietz weiter: „Jesus bleibt aktiv. Er trägt das Kreuz selbst zur Hinrichtungsstätte, seine letzten Worte – ‚Es ist vollbracht‘ – sind kraftvoll und selbstsicher. Das zeigt Christinnen und Christen, dass Jesus am Kreuz der wahre König ist. Er ist anders als die Könige und Herrschenden dieser Welt. Jesu Macht ist die Liebe.“
Der Tod Jesu werde nicht als tragisches Ende, sondern als Befreiung von der Macht des Todes verstanden, fährt Tietz fort. Jesus nehme den Tod auf sich, um die Menschen von dessen Macht zu befreien und zu heilen. Gott ist auch im Leiden nah. Dies könne als Trost in eigenen Erfahrungen von Schmerz und Verlust dienen.