Steinmeyer-Orgel der Lutherkirche

StB

Die Orgel der Lutherkirche wurde 1914 von der Orgelbaufirma G. F. Steinmeyer & Co., Königlich bayerische Orgel- und Harmoniumfabrik in Öttingen in Bayern, als spätromantisch-sinfonisches Instrument konzipiert und gebaut. Sie war für die damalige Zeit mit modernster Technik sowie umfangreichen Spiel- und Registrierhilfen ausgestattet. So hatte z. B. die damals hochmoderne elektro-pneumatische Spieltraktur den Vorteil, dass der Spieltisch nicht direkt bei der eigentlichen Orgel stehen musste.

Durch die Umbauten der Orgel in den Jahren 1959/1960 und 1983/1984 ging das ursprüngliche klangliche Konzept der Orgel verloren. Diese Veränderungen führten allerdings jeweils zu keinem in sich schlüssigen Klangbild.

Trotz der Umbauten ist die Steinmeyer-Orgel der Lutherkirche eines der wenigen spätromantischen Instrumente, die in diesem Umfang, mit dem größten originalen Pfeifenbestand einer Steinmeyer-Orgel in Hessen, noch unverändert erhalten sind. Ebenso ist die noch vorhandene originale Grundsubstanz von besonderer Qualität.

Angesichts der besonderen Bedeutung dieser Orgel für die Region und die gesamtdeutsche Orgellandschaft wurde bei den dringend anstehenden Reparatur- und Wartungsarbeiten die Orgel im Jahr 2013 wieder in ihren originalen Zustand zurückgeführt. Die Steinmeyer-Orgel passt nun klanglich wieder zu dem im Jugendstil gestalteten Gottesdienstraum der Lutherkirche.

Die Originaldisposition ist vollständig wieder hergestellt, nicht mehr vorhandenes Pfeifenmaterial wurde nach Vorbildern anderer Steinmeyer-Orgeln aus der Entstehungszeit rekonstruiert. Bei den Einzelregistern sind viele Farbregister wieder neu dazukommen, sodass das Instrument einen starken Charakter mit vielen Klangfarben vor allem im Piano-Bereich bekommt. Ihre großen Stärken wird die restaurierte Steinmeyer-Orgel vor allem bei der Musik aus der Epoche der deutschen Romantik zeigen können. Sie ist stilistisch zwischen den Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy und Max Reger beheimatet.

Die Restaurierungsarbeiten wurden von der hessischen Traditionsfirma Förster & Nicolaus mit Sitz in Lich durchgeführt. Sie betreut die Orgel der Luthergemeinde bereits seit 1929. Im Archiv von Förster & Nicolaus befinden sich umfangreiche Dokumentationen über sämtliche Arbeiten an der Orgel, auf die für die Restaurierungsarbeiten zurückgegriffen werden konnte. Der ursprüngliche Zustand der Orgel ließ sich so sehr genau rekonstruieren.