„Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit.“

Osterkerze der Lutherkirche 2025

Die Osterkerze der Lutherkirche der Evangelischen Mirjamgemeinde Offenbach für das Jahr 2025 wurde von Stefan Buch gestaltet. Hierbei hatte er folgende Gedanken:

"Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit."(2. Timotheus 1,7)

Dieses Bibelwort war die Jahreslosung für die Jahre 1933, 1949 und 1984. Die Tradition ein Jahr mit einem Bibelwort zu überschreiben geht seit 1930 auf den Pfarrer Otto Riethmüller zurück. Er war Vorsitzender des evangelischen Reichsverbands weiblicher Jugend und später Vorsitzender der Jugendkammer der Bekennenden Kirche. Aus der Evangelischen Jugendarbeit kommend wurden die Jahreslosungen ab 1934 von den evangelischen Kirchen in Deutschland übernommen. Otto Rietmüller wollte mit den Jahreslosungen den nationalsozialistischen Parolen ein Bibelwort entgegenstellen.

2025 gedenken wir an 80 Jahre Ende der NS-Diktatur und 80 Jahre Ende des 2. Weltkrieges. Wir gedenken der zahlreichen Opfer des nationalsozialistischen Rassenwahns, den Opfern von Verfolgung, Terror, Gewalt und Menschenverachtung durch das NS-Regime. Wir gedenken den unzähligen Opfern des von Deutschland begonnenen Krieges. Wir erinnern auch an die vielfältige Mitverantwortung und Schuld der Evangelischen Kirche an Antisemitismus, Verfolgung, Deportation und Vernichtung, Nationalismus und Krieg.

Die Osterkerze für das Jahr 2025 greift diesen Bibelvers auf und will mit ihren Symbolen Mut machen und Hoffnung geben:

Gott ist da, bei uns. Wir müssen uns nicht fürchten, trotz allen Leids und aller Gewalt in der Welt. Gott ist mit Jesus Mensch geworden. Er ist uns Menschen ganz nah. Er teilt Leid und Elend, Verletzlichkeit, Krankheit und Sterben. Er fühlt mit. Er ist an der Seite der Opfer von Hass und Gewalt, von Nationalismus und Rassismus, von Krieg, Zerstörung und Unrecht.

Gott schenkt uns durch seinen Geist all das, was uns oft fehlt, was uns aber aufrichten und Mut machen kann: Kraft, Liebe und Besonnenheit. So können wir auch durch schwierige und dunkle Zeiten gehen - mit der Zuversicht, dass das Licht von Ostern die bitterste Dunkelheit erhellt.

Getragen von Gottes schützender Hand und seiner von der bedingungslosen Liebe, die über alle Grenzen von Nationen, Kontinente und Herkunft hinausreicht, können wir unser Leben und Handeln neu ausrichten: Gottes Geist weckt keinen Untertanengeist. Gottes Geist schenkt verantwortliche Freiheit für einen respektvollen Umgang miteinander. Für Barmherzigkeit, Nächstenliebe, Versöhnung, Frieden und Gerechtigkeit. Wir können füreinander zum Hoffnungszeichen und Friedensstifter werden.

Der Regenbogen gilt als Zeichen des Friedens und der Verbundenheit Gottes mit allen Menschen. Frieden im Sinne des biblischen Verständnisses bedeutet mehr als die Abwesenheit von Krieg und Gewalt. "Schalom" ist ganzheitlich und umfassend: ein intaktes Verhältnis der Menschen mit sich selbst, untereinander, zur Gemeinschaft und zu Gott. Schalom ist die Hoffnung auf ein gerechtes und alle Feindschaft überwindendes Miteinander der ganzen Schöpfung.

Durch die Auferstehung Jesu sind das Kreuz und der Tod nicht das Ende. Das Kreuz wird durch Gottes Liebe und Barmherzigkeit ein Symbol für einen Neuanfang, zum Lebensbaum. Die Ketten der Verfolgung, der Knechtschaft und des Todes werden gesprengt. Ostern befreit von der Macht des Todes zu einem neuen Leben aus Gottes Liebe.

Alpha und Omega beziehen sich auf Worte aus der Offenbarung des Johannes (22, 13) "Ich bin das A und O, der Erste und der Letzte, der Anfang und das Ende."

Die Erinnerung an das Grauen der NS-Gewaltherrschaft, des Holocaust und des Krieges fordert und verpflichtet uns. Friede und Gerechtigkeit fallen nicht vom Himmel, sie müssen Tag für Tag von uns errungen werden.
Umso erschreckender ist die Tatsache, dass sich antisemitisches, rassistisches und rechtsextremes Gedankengut bis in die Mitte unserer Gesellschaft wieder stärker verbreitetet und erneut Menschen wegen diesem Gedankengut zum Opfer werden.

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