Menu
Menü
X

Die Lutherkirche

Am 18.8.1912 erfolgte die Grundsteinlegung zur Lutherkirche in der Waldstraße. Nach 1 1/2-jähriger Bauzeit wurde die Lutherkirche dann mit einem Festgottesdienst am 15. März 1914 eingeweiht.

Der Bau der Lutherkirche war das Resultat des explosionsartigen Wachstums der Stadt Offenbach in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Mit der Zahl der Bevölkerung wuchs auch die Anzahl der evangelischen Christen im Stadtgebiet. Die neuen Gemeindeglieder mussten betreut werden und in das Gemeindeleben der "vereinten evangelisch-protestantischen Kirchengemeinde Offenbach" integriert werden. Die Zahl der Pfarrstellen und der Gebäude wurde vermehrt. Aufgrund der begrenzten finanziellen Möglichkeiten wurde die Lutherkirche nicht für eine Gemeinde gebaut. Sie diente zuerst zwei Gemeindebezirken der "vereinten evangelisch-protestantischen Kirchengemeinde Offenbach" und ab 1920 dann zwei selbstständigen Kirchengemeinden ("Luthergemeinde Südost" und "Luthergemeinde Süd") als gemeinsames Gotteshaus. Im Jahre 1956 wurden die beiden Gemeinden zu einer Luthergemeinde vereinigt.
Der Trend des Wachstums kehrte sich jedoch im Laufe Jahrzehnte um. Ausgelöst durch die gesellschaftliche und soziale Entwicklung in der Stadt Offenbach sowie demografischen Wandel der Gesellschaft sinken die Gemeindegliederzahlen nun. Zum 1. Januar 2014 fusionierte die Evangelischen Luthergemeindeder mit der Evangelischen Lauterborngemeinde, der Evangelischen Paul Gerhardt-Gemeinde und der Evangelischen Schlosskirchengemeinde zu einer neuen Gemeinde. Seit dem gehört die Lutherkirche zur Evangelischen Mirjamgemeinde Offenbach.

In ihrem Äußeren präsentiert sich die Lutherkirche kaum als charakteristischer Kirchenbau im bisher üblichen Sinn. Sie besitzt keinen eigenständigen Kirchturm und steht nicht isoliert, sondern ist in die umliegende Bebauung der Waldstraße eingebunden. Im Gegensatz zu den reich gegliederten Fronten der damaligen Nachbarhäuser hat die Fassade der Lutherkirche einen nahezu profanen Charakter. Das Innere der Lutherkirche steht mit der reichlichen Verwendung von Holz sowie der warmen jugendstilartigen Ausmalung und Ornamentik im Kontrast zum Äußeren des Gebäudes.

Das architektonische Konzept und die Planung der Lutherkirche stammen von Prof. Friedrich Pützer (1871-1922). Er war Professor für Städtebau und Kirchenbau an der Technischen Hochschule Darmstadt sowie Kirchenbaumeister der Evangelischen Kirche im Großherzogtum Hessen. Nach seinen Plänen wurden 13 weitere Kirchen erbaut unter anderem die Pauluskirche in Darmstadt (1907), die Lutherkirche in Wiesbaden (1911), die Lutherkirche in Worms (1912) sowie die Friedenskirche in Offenbach (1912). Sein wohl bekanntestes Werk als Städtebauer ist der Darmstädter Hauptbahnhof.

Pützer konzipierte das Gebäude als eine "Gruppenanlage". Es entstand ein Gemeindezentrum für zwei Gemeinden, das exakt symmetrisch gegliedert ist. Neben dem Gottesdienstraum, der dem Raumkonzept des "Wiesbadener Programms" entspricht, befanden sich seinerzeit unter dem gemeinsamen Dach der Lutherkirche ein großer Gemeindesaal mit Bühne und zwei Konfirmandensäle sowie weitere kleinere Räume zur beliebigen Verwendung, die Amtsräume und die Wohnungen für die beiden Pfarrer sowie zwei Küsterwohnungen.

Bei der Renovierung der Lutherkirche in den Jahren 1956/1957 wurde die mittlerweile dunkel und unansehnlich gewordene Jugendstil-Bemalung durch ein "freundliches Hellgrau" übermalt. Ebenso wurden unter anderem "überflüssige" Verzierungen und Dekorationen entfernt und der Altarraum neu gestaltet. Mit der Restaurierung in den Jahren 1983/1984 wurde bis auf wenige Ausnahmen wieder die Ausgestaltung von 1914 hergestellt. Seit dem Einbau eines Aufzuges im Jahr 2011 ist der Gottesdienstraum sowie das Gemeindebüro für die Besucher auch barrierefrei erreichbar.

top